Verhext

Es sind noch 3 Wochen bis zum Inferno und der Trainer dachte, es wäre eine gute Generalprobe in Schalkenmehren beim Crosstriathlon teilzunehmen. Schalkenmehren in der Vulkaneifel ist gar nicht so weit weg von uns. Und ich fragte mich schon, warum ich dort noch nie gestartet bin. Überhaupt habe ich noch nie einen Crosstriathlon gemacht. 😯
Also Crosslauf und Crossduathlon schon, aber einen Offroad Triathlon – nein, noch nie.
Frank und ich also am Samstag auf nach Schalkenmehren. Wir sollten auf der Kurzdistanz Strecke starten. 1500m Schwimmen im Maar. 32 Km MTB mit 800HM und 9 km Laufen mit ebenfalls ordentlich HM. Klingt ja erstmal nicht so dramatisch. Die MTB Strecke wird in der Ausschreibung allerdings nur gut trainierten Athleten empfohlen. Aber wenn wir was sind: dann gut trainiert 😆
Da wir beide die Strecke nicht kannten, holten wir uns Meinungen von Vereinskollegen ein. Einige beschrieben die Strecke als sehr anspruchsvoll und erzählten was von Wurzelpassagen, rutschigen Abfahrten und einem extrem steilen Anstieg bis 26% mit losem Untergrund, den so mancher schieben muss. Andere wiederrum sagten, ist alles machbar.
Und ich dachte nur: Lass dich überraschen 😀

Frank und ich meldeten uns an und brachten unsere Räder in die Wechselzone. Überall trafen wir Freunde und Bekannte. Hier ein Schwätzchen, dort ein Bild. So kann man die Zeit auch rumgehen lassen 🙂

Da lachen sie noch 🙂

Ich versuchte nicht aufgeregt zu sein. Was kann schon groß passieren?
Es kann einige Passagen geben, wo ich schieben muss — Ok, kein Problem.
Ich könnte Letzte werden (es waren so gut wie keine Frauen am Start) — Ok, auch kein Problem. Bekommt man wenigstens am meisten Beifall 😆
Also, es gibt keine Probleme. Es wird ein toller Wettkampf.
Der Schwimmstart erfolgte im Maar und es waren zwei Runden zu schwimmen. Mit Landgang. Das war auch etwas Neues für mich. Man klettert also aus dem Wasser, rennt auf einer total abschüssigen Wiese wie auf Eiern am See entlang und sprint dann von einem Steg aus wieder ins Wasser. Sehr fetzig. Lange Weile sieht anders aus 🙂
Das Schwimmen verlief gut. Ich hielt mich fern von den testosteron gesteuerten Prügeleien und schwamm einfach in aller Ruhe mein Ding. Meine Arme waren noch ziemlich schwer vom Krafttraining am Tage zuvor, aber es waren ja nur 1500m. Wer braucht dazu schon frische Arme 🙄 (und der Trainer hatte noch im Plan geschrieben, ich sollte eher weniger Krafttraining machen, aber ich bin manchmal eben auch etwas beratungsresistent).
Das Schwimmen war ziemlich schnell vorbei. Und dann musste man gefühlt einen HM laufen bis zur Wechselzone. Schnell Neo aus und Radschuhe und Helm an und dann ging es auf die MTB Strecke. Halleluja! Direkt mal senkrecht nach oben. Von Vorteil war es für diejenigen, die einen kleinen Gang drin hatten 😀
Nach 100 Metern schon hatte man Maximalpuls. Man musste 2 Runden a 16 km fahren. Deshalb beschloss ich, mir die erste Runde etwas langsamer anzuschauen. Erstmal mit halber Kraft voraus und Strecke kennenlernen, dann kann man auf der zweiten Runde immer noch Gas geben.
Die Strecke hatte es echt in sich. Wobei das weniger technisch war. Die Strecke war einfach anstrengend unrythmisch. Es ging im Minuten Takt auf (meistens auf losem Untergrund und recht steil und mit 180 Grad Kurven) und wieder runter. Ein richtiger Gaudi 😆
Singeltrails, Wiesen, Schotterwege, alles dabei und kreuz und quer. Irgendwann kam der besagte mega steile Anstieg. Nur 300 Meter lang, auf losem rutschigen Untergrund, aber absolut kein Problem. Da hilft nur treten. Und Schnappatmung. Sauerstoffzelt wäre dort kein Luxus. 😉
Es war aber Nichts, wo man absteigen musste. Ganz oben standen Zuschauer und feuerten die Athleten an. Ich konnte mich mit den Leuten noch unterhalten. Also war es wohl nicht so schlimm. 🙄
Dann kam die eine viel beschriebene Schotterstelle an der es steil bergab geht. Ich dachte nur an unseren Radguid Harry in Österreich: Einfach laufen lassen. Alles kein Problem. Die erste Runde war fast geschafft. Es gab keine wirklichen Schwierigkeiten auf der Strecke. Das Stück, welches als Wurzelpassage bezeichnet wurde, war ein Witz im Vergleich zu dem, was ich auf meiner Hausstrecke fahre. Was man der Strecke aber lassen musste: Prädikat: Sehr anstrengend. ❗
Und während ich mich auf der sicheren Seite fühlte und mir schon ausmalte, wie ich gleich auf die zweite Runde gehe, gibt es plötzlich ein absolut bösartiges Geräuch und ich liege mit dem Rad im Dreck 😯
Ich bin total irritiert. Schaue mich um. Ich fuhr gerade über ein fast ebenes Stück Wiese. Was ist passiert. Ich versuche erstmal meine Beine vom Rad zu trennen. Alles ganz, nix passiert. Dann sehe ich es: Das Schaltwerk ist abgebrochen und hat sich in völlig in den Hinterradspeichen verklempt. Das Hinterrad lässt sich nicht mehr bewegen. 😐
Währenddessen ich noch ungläubich mein Rad betrachte, wird mir klar, was das bedeutet. Es ist aus. Das Rennen ist für mich jetzt vorbei. Ein abgerissenes Schaltauge bedeutet, man kann nicht weiter fahren. 😐
Das ist jetzt aber echt gemein!!! 😦
Warum gelingt es dieses Jahr nicht? Sooo böse war ich doch gar nicht 😥
Ich könnte heulen, aber auch das würde nichts ändern, also kann ich es auch gleich bleiben lassen und einfach lachen und froh sein, das ich mit ein paar Schrammen davon gekommen bin.
Zwei Streckenposten helfen mir das Schaltwerk aus den Speichen zu fummeln damit ich das Rad wenigstens schieben kann und nicht tragen muss. Der eine bietet mir sogar an, das ich mit seinem MTB weiterfahre. Das er fast 2 Meter groß ist und mir der Sattel seines Rades am Kinn hängt und das es natürlich verboten ist, während eines Wettkampfes das Rad zu wechseln, bedenkt er nicht. Aber es ist einfach lieb, das er mich trösten wollte 🙂

Da kann man nix mehr machen 😦

Ich schiebe mein Rad zurück und bin schon ziemlich geknickt, aber letzten Endes sage ich mir, besser heute als am 19. August. Wer weiß, wofür es gut ist.
Was nun wirklich passiert ist, weiß man nicht. Entweder habe ich irgendeinen Stock oder so in die Schaltung bekommen oder aber die war tatsächlich von meinem Sturz beim Crossduathlon im Frühling angeknackst und ist einfach gerissen.
Zum Glück habe ich noch diese Woche einen Termin in der Werkstatt. Der lohnt sich dann auch auf jeden Fall 😆
Am Sonntag morgen wache ich auf und fühle mich als wäre meine rechte Seite mit einem LKW kollidiert 🙄
Oh man tut das weh. Aber nach 4 Stunden Rennradfahren mit Frank (der jammert wieder ganz schön, aber dieses Mal zu Recht, schließlich hat er am Tag vorher einen wirklich guten Wettkampf gemacht und ich habe ja gerade mal die Hälfte der Radstrecke absolviert) und noch 1 Stunde laufen ist es fast wieder gut. Nur die blauen Flecken und Abschürfungen und das kaputte MTB erinnern mich noch an den Tag zuvor. 🙂

Ich bin ja kein abergläubischer Mensch (außer das ich schweißgebadet aufwache und überlege ob ich beim Crosstriathlon nicht die gleiche Startnummer hatte wie ich sie beim Inferno habe. 😯 Ich stelle aber glücklicherweise fest, das es nicht so ist 😆 ), aber irgendwie ist es ja doch schon ziemlich verhext dieses Jahr. Was das für den Inferno bedeutet, weiß ich dann am 19. August. Im Moment kann ich mir nur zwei Optionen ausmalen: Also entweder wird es die Fortsetzung der diesjährigen Katastrophen für mich, oder aber es wird das Rennen meines Lebens.
Ich buche Option 2 😆
Aber bereite mich mal besser auf alles andere vor 😉

 

16 Gedanken zu „Verhext

    • Genau so ist es. Wenn mir das auf dem Weg zur Kleinen Scheidegg passiert wäre, wäre es das Aus gewesen. Da hab ich echt Glück gehabt 🙂

  1. Liebe Helge,
    ich würde das unter: „Wenn die Generalprobe schiefgeht, klappt die Premiere fehlerfrei“ ablegen! Da kannst du ja echt froh sein, dass dir das Teil in so einem ungefährlichen Stück kaputt gegangen ist! 🙄 Der Termin in der Werkstatt war jedenfalls perfekt gewählt! 😉

    Ich hoffe, deine Sturzseite schmerzt nicht mehr allzuviel! Gute Besserung dir und deinem MTB! 🙂

    • Liebe Doris,
      das ist inzwischen alles nur noch halb so schlimm. Die blauen Flecken sehen schlimmer aus als sie es sind. 🙂
      Also ich will gar nicht dran denken, was passiert wäre, wenn ich gerade in einer rasenden Abfahrt gewesen wäre … das Terrain war perfekt gewählt 😆
      Die in der Werkstatt machen dann morgen alles wieder schick am Rad. Gerade rechtzeitig 🙂
      So gesehen bin ich ein absoluter Glückspilz 😆
      Liebe Grüße
      Helge

  2. Liebe Helge,
    ich denke so wie Doris, wenn die Generalprobe schief geht … 😉
    Natürlich nervt es, aber da du nicht abergläubisch bist, hast du auch nicht das Pech per se 2017 gepachtet! 🙂
    Bleib dran, das MTB ist bald wieder in Takt und der Inferno kann kommen.
    Ich glaub an dich! 😉
    LG Manfred

    • Lieber Manfred,
      ich bin ja eher immer der Meinung, das ich das Glück gepachtet habe. Ich glaube ganz einfach, das es in diesem Jahr so normal läuft, wie es für jeden Normalen in einem normalen Jahr läuft! 😆
      Und im Grunde genommen hatte ich ja unendlich viel Glück. Ich könnte auch im Krankenhaus liegen mit gebrochenen Knochen. Und das Schaltauge hätte auch auf dem Weg zur Kleinen Scheidegg beim Inferno abreißen können.
      Alles ist gut. Das ist halt das Leben und da gehöre ich definitiv nicht zu den Pechvögeln. 🙂
      Und der Inferno kommt immer näher und ich freue mich immer mehr auf den längsten Tag in diesem Jahr 🙂
      Liebe Grüße
      Helge

  3. Option 2, kein Frage, liebe Helge!

    Und wie von Doris beschrieben, Glück im Unglück was die Sturzstelle angeht!

    Mit frisch reparierten Rad, überwundener Psychokrise und ausgeheilten blauen Flecken besteht zu Option 2 überhaupt keine Alternative 😎

    Es wird!

    Liebe Grüße
    Volker

    • Lieber Volker,
      du sagst es! Eigentlich gibt es gar keine andere Option 🙂
      Das passt schon. Und wenn nicht, wird es passend gemacht 😆
      Liebe Grüße
      Helge

  4. Hokus Pokus Fidibus, Simsalabim, Abrakadabra und Schwuppdiwupp – jetzt hab ich dich verhext, liebe Helge, und am 19. August läuft alles glänzend, dein runderneuertes MTB mit dem neuen Schaltauge rollt wie von selbst hoch (und runter), dem Rennrad geht’s auch klasse (Vielleicht nochmal durchchecken lassen?), die neuen Laufschuhe tragen dich sicher über Geröll und Wiesen und der Neo – wenn du einen tragen darfst – bleibt auch heile. Der Körper und die Psyche sind eh wieder fit, also kann jetzt nichts mehr schief gehen …

    Obwohl: … vielleicht sicherheitshalber auch das Auto nochmal durchchecken? 😉

    Nee, Spaß beiseite: Du hast genug Pech für dieses Jahr gehabt – Operation „Lucky Helge“ startet spätestens heute und jetzt! 🙂

    Liebe Grüße,
    Anne

    • Liebe Anne,
      ah, jetzt weiß ich warum das Training gestern so unglaublich locker verlief 😯
      Ich bin verhext 😆
      Das ist sehr sehr lieb von dir. Und ich hatte gestern schon die Vermutung das da ein Motor in meinem Rad ist. 😉
      Also das MTB wird gerade runderneuert und das Rennrad hat das schon hinter sich. Da hatte ich nämlich letztens schon das Tretlager kaputt gemacht 🙄
      Also die Räder sind top fit. Ich auch! Alles bestens 🙂
      Und jetzt ja sowieso 😆
      Liebe Grüße
      Helge

  5. Liebe Helge,
    na klar, bei den verkorksten letzten Wochen kann es nur Option 2 werden! Schließlich ist „Es“ ja weg, und das hier war nur ein Materialdefekt. Gut, dass der Schaden gerade jetzt entstanden ist, dann ist er bis zum 19. behoben. 😉
    Ich sehe Dich zum Piz Gloria hinaufstürmen, wahlweise auch das Schilthorn, eins von beiden wird klappen ;-))
    Liebe Grüße
    Elke

    • Liebe Elke,
      ja, Operation Schilthorn/Piz Gloria – Sturm startet am 19. August. Und es sieht gut aus. Alle Zeichen stehen jetzt auf Erfolg 🙂
      Liebe Grüße
      Helge

      • Ich drücke gaaanz fesssssst die Daumen! Leider sind wir erst ab dem Wochenende danach in CH-Land. Aber Du schaffst das auch ohne mich, diesmal, irgendwann stehen wir mal an Deiner Strecke 🙂
        LG
        Elke

      • Also ich denke ja mal, dieser Halbmarathon würde deinem eidgenössischem Ehemann auch gefallen.
        Andererseits liebäugeln wir ja auch mit dem Jungfrau-Marathon irgendwann mal … ich hatte schon mal überlegt, wenn wir 3 Wochen Urlaub dort machen würden, dann könnte wir erst den Inferno HM laufen (oder eben den Triathlon machen) und 3 Wochen später den Jungfraumarathon … 😆
        Es ist doch soooo schön dort 🙂
        Also ich schätze mal, es kommt der Tag, da sehen wir uns in der Schweiz 🙂

  6. Meine Güte, ich habe schon beim Lesen Maximalpuls! Was ein Wettkampf, was ein Ende … Puuuuh, ich bin immer noch ganz geflasht von der ‚Geschichte‘. Für den 19. drücke ich beide Daumen. Zwei Daumen, zweite Option, passt 🙂

    • Liebe Irina,
      ja, das ist echt super von dir. Ich muss ja meine Hände am Lenker belassen, somit kann ich keine Daumen drücken, aber wenn du das übernimmst, dann wird Option 2 zur Alleinigen Option 🙂
      Liebe Grüße
      Helge

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