Lanzarote – eine Reise zu mir

Bevor wir noch den letzten Bericht von Malle schreiben, schiebe ich mal einen Bericht über Lanzarote ein. Auch wenn ich damit einiges vorwegnehme.

Der Ironman Lanzarote 2024 ist Geschichte und fand unter super perfekten Bedingungen statt. Für Lanzarote wenig Wind, keine Wellen, Sonne, blauer Himmel … herrlich.
Leider fand der Wettkampf ohne mich statt. 😦

Kurz nach unserem Malle Trainingslager, bei dem ich wirklich gut trainieren konnte und vor allen ordentlich Wind- Erfahrung sammeln konnte, kam das Aus für meinen Start. Meine erst kurz vor Malle wieder erlangte Lauffähigkeit hab ich leider etwas zu intensiv genutzt und so meldete sich die Achillessehne ziemlich deutlich. 😯
Ich liebe ja den Sport und Wettkämpfe, aber meine Unversehrtheit liebe ich mehr.
Da ist nix dran zu rütteln.

Das Aus für meine Teilnahme am Ironman kam ca. 7 Wochen vorher, so hatte ich inzwischen auch meinen Frust verdaut.  Neue Ziele sind auch gesetzt (immer vorausgesetzt die Sehne spielt mit). Nur meine Motivation hat etwas gelitten.  Ich könnte es auf neue Arbeit, Hausbau und so schieben, wäre aber gelogen.
Irgendwie war die Luft raus.

Da wir dringend Sonne und Urlaub brauchten und Lanzarote noch nicht kannten, flogen wir trotzdem. „Eigentlich keine Zeit“ ist das beste Argument, um es doch zu tun.
„Wenn du keine Zeit hast, mache langsam. Und wenn du es ganz eilig hast, nehme einen Umweg“
So oder so ähnlich geht ein alter Spruch. Da steckt viel Wahrheit drin. 🙂

So machten wir uns auf nach Lanzarote.  Urlaub und Trainingslager statt Wettkampf.  Aber eben Sonne, Meer und eine total schöne Insel.
Das Hotel in Puerto del Carmen: Mega. 50 m vom Ironman Start- und Zielbereich.
Das Essen: Lecker, lecker, lecker … nur Kuchen können die nicht. 🙄
Das Wetter: Sonne, Sonne, nochmal Sonne und Wind, Wind und noch viel mehr Wind.  Und warm. Einfach warm. Frühstück, Abendessen… immer draußen.  Herrlich.
Das Wasser: 21 Grad. Sand, soweit man schwimmen kann. Klares sauberes Wasser mit süßen kleinen Fischen zum Beobachten. Ein Traum. Das braucht es keinen Neo oder so, runter an den Strand (direkt am Hotel), rein ins Wasser und los. An das Salz gewöhnt man sich. Irgendwann.

Räder hatten wir ausgeliehen.  Strecken auf das diesmal mitgereiste Radnavi geladen und so konnten wir die Insel mit dem Rad erkunden. Die Insel ist besonders, anders, aber wunderschön.  Viele mögen sie nicht, viele lieben sie. Ich finde sie faszinierend.

Andi hat die ersten 3 Tage nur geflucht. 😀
Er saß dieses Jahr noch nicht auf dem Rennrad und Lanzarote ist vielleicht nicht die einfachste Insel zum Radfahrstart. Die ersten 3 Tage hat der Wind aber auch echt alles gegeben, um uns von der Strecke zu wehen. Ich hatte schon den Malle Wind in den Lungen und Beinen und kam ganz gut klar. Wir starteten zusammen und fuhren zusammen eine Runde, bis Andi sich Richtung Hotel verabschiedete und ich allein weiterfuhr.
Am 3. Tag ging der Wind fast als Sturm durch und blies uns aus dem Norden kommend die Nässe der dortigen Regenwolken ins Gesicht.  Und das bei einer Steigung von bis zu 15 %. Da musste selbst ich einsehen, dass es besser ist in tiefere und geschütztere Gefilde zu fahren. Ich suchte mir eine 10km Runde mit 200 HM und fuhr diese einfach immer wieder. 4 km bergauf gegen den Wind, 3 km bergauf und bergab mit brutalem Seitenwind und 3 km bergab mit Rückenwind. Verrückt. Absolut verrückt. 🙂
Andi wählte die 5 km Runde mit 50 HM.

Am 4. Tag ging der Wind auf Lanzarote- Normalmaß zurück. Die Insel war inzwischen auch voller Triathleten. Überall sah man sie. Im Meer beim letzten Schwimmtraining, vor den Zelten der Anmeldung, in den Bergen auf dem Rad für einen letzten Test. Ein sportliches Fieber ergriff die Insel. Ich wurde aber irgendwie nicht angesteckt. 😐
Ich fuhr weiter getreu meinem Trainingsplan Rad, lief und besuchte das Meer und das Fitnessstudio. Ich war nicht faul, zog fast alles durch, aber irgendwas fehlte.

2 Tage vor dem Ironman kam die weltbeste Physiotherapeutin auf die Insel. THE IRONMAN Peter, ihr Mann wollte starten und außerdem wollte Gabi auch ein bisschen Radfahren. Also fuhren wir am Freitag zusammen. Gabi wollte es nach Infekt und viel Arbeit langsam angehen lassen. Andi fuhr uns manchmal davon, weil er unser Gequatsche nicht ertragen konnte. Eigentlich wollte ich 4 Stunden Radfahren, aber nach 2,5 waren wir zurück und dank der fehlenden Motivation hatte ich keine Lust nochmal loszufahren.

Samstag dann der Ironman. Gabi und ich trafen uns 6:40 Uhr vor dem Hotel und gingen runter an den Strand zum Start. Peter, der bereits 56 Ironman gemacht hat, war etwas durch den Wind. Auch er hatte einen Infekt hinter sich und irgendwie auch nicht seinen Tag. Das Feeling am Start war der Hammer.  Diese Atmosphäre, wenn 1000 Leute in Schwimmanzügen und mit bunten Badekappen bei aufgehender Sonne auf den Startschuss warten, ist einzigartig und hat mich voll erwischt. Es war die Erinnerung an das, was einen antreibt.  Eine wirklich starke Erinnerung.
Nach dem Schwimmstart ging es zum Frühstück. Dort konnten wir die Schwimmer weiter beobachten, sie schwammen ja schließlich direkt vor unserer Nase. Dann nahmen wir unsere Räder mit und nachdem wir die Athleten, so auch Peter, auf die Radstrecke geschickt hatten, fuhren wir selbst auch los, um Peter bei ca. Km 60 anzufeuern. Es ging rauf nach San Bartolomé. Dort standen wir an der Strecke und warteten auf Peter. Als Peter vorbei war, ging es wieder runter. Vor dem Hotel erlebten wir dann wie der führende Mann und Anne Hauck als führende Frau und einige der anderen Profis von der Radstrecke kamen und auf die Laufstrecke wechselten. Wie die nach 180km Rad loslaufen, ist echt beeindruckend. So, als würde der Tag gerade starten.

Nach Duschen und einer Ruhepause ging es zurück an die Strecke direkt vor dem Hotel. Immer mehr Starter wechselten in die Laufschuhe. Einige schon echt angeschlagen. Und dann kamen die ersten ins Ziel. Irgendwann kam dann Anne Haug mit einer beeindruckenden Zeit (Platz 2 und 3 begaben sich gerade auf ihre letzten Lauf Km) und lief unter viel Jubel ins Ziel. Die Laufstrecke war inzwischen ziemlich voll (3 Runden) und man sah in vielen Gesichtern das Leiden. Und die Entschlossenheit die nächste Runde anzugehen. Einfach beeindruckend. Ich saugte diese Stimmung auf und wusste, dass es mir gefehlt hatte. 

Peter kam später als gedacht vom Radfahren.  Wir waren schon in Sorge. Die letzte offizielle Zeit war viel zu lange her. Aber er kam, er hatte sich verfahren. Richtig blöd war das gelaufen.  Statt 180 hatte er 205 km auf dem Tacho und keinerlei Motivation mehr weiter zu machen. Gut, es war eben nicht sein Tag.

Aber ich ziehe meinen Hut vor ihm. Mit 69 diese Radstrecke überhaupt fahren ist schon irre. 180 (oder 205) km mit über 2000 HM und Wind ist einfach eine Leistung.  Für diese Anerkennung braucht es nicht mehr.
So langsam trudelten die letzten von der Radstrecke ein. Man braucht auch echt Mut und Willen, um nach 10 Stunden schwimmen und Radfahren noch einen Marathon bei 25 Grad anzugehen. 
Als ich an der Strecke stand und ihre Gesichter studierte, in denen ich Kampfgeist und die Entschlossenheit sah, da sprang er wieder über.
Der Funke, der das etwas niedergebrannte Feuer wieder entfacht.

Ich stand da und verspürte den Wunsch wieder selbst auf der Strecke sein und völlig kaputt vom Radfahren kommen und auf die Strecke gehen, um dieses Ziel zu erreichen.

Es war ein langer Tag.  Es war ein toller Tag.  Peter ging es den Umständen entsprechend, aber er als alter Hase weiß ja wie es läuft. Er hat dieses Jahr noch 3 Ironman geplant. Und nächstes Jahr wird er als 70 Jähriger auch wieder in Lanzarote am Start sein 🙂

Am nächsten Tag ging es wieder aufs Rad. Gabi, Andi und ich fuhren über die Feuerberge (schön, schöner, wunderschön) zur anderen Seite der Insel. Nach einer Kaffeepause fuhr Andi zurück und stellte einen neuen Km Jahresrekord auf.

Ich fuhr mit Gabi noch ein Stück weiter und irgendwann trennten wir uns. Gabi fuhr Richtung Hotel und stellte ebenfalls einen für sie Kilometerrekord für dieses Jahr auf. Ich fuhr weiter hoch Richtung Berge, hoch zum Haria und nach einer Empfehlung von David (der stand oben am Gipfel als ich kam und meinte, wenn jemand nach der Auffahrt so lacht, dann sollte er auch die noch viel schönere Auffahrt von der anderen Seite genießen), fuhr ich eine traumhafte Abfahrt runter zum Ort Haria und danach wieder hoch auf den Berg. Wunderbare Strecke.
Ich hätte das gern auch noch länger gemacht, aber ich hatte nix Essbares bei mir und meine 2 Wasserflaschen waren fast leer.
Und ich musste auch noch gut 40 km zurück.
An diesem Tag war ich wieder voll im Trainingsfieber und hab mehr gemacht als auf dem Plan stand. Mit einem klaren Ziel vor Augen. Ich stellte zwar keinen neuen Jahreskilometerrekord auf aber ich hatte schon seit Wochen keinen solchen Spaß mehr beim Radfahren 😀

Montag genossen wir noch unseren letzten Tag auf Lanzarote. Inklusive eines kleinen Läufchens und eines letzten traumhaften Schwimmens im Meer. Dienstag ging es wieder zurück.
Ich hab mich auf der Insel gut erholt. Die Sonne in vollen Zügen genossen und viele Rad-, Schwimm- und Laufkilometer gesammelt.
Und meine Passion wiedergefunden. 🙂

Auf zu neuen Zielen!  

7 Gedanken zu „Lanzarote – eine Reise zu mir

  1. Liebe Helge,
    sehr schade, dass du nicht starten konntest.
    Dein Beitrag beinhaltet alles, was für mich an Lanzarote so faszinierend macht. Toll, dass ihr trotzdem eine gute Zeit hattest und die Insel genießen konntet.
    Ich wünsche dir für eine verletzungsfreie Saison und viel Spaß bei deinen weiteren Vorhaben.
    Liebe Grüße
    Frank

    • Lieber Frank,

      oh wie schön von dir zu lesen 🙂
      Ich hoffe dir geht es gut?

      Ein Nichtstart war schon schade, aber irgendwie ist es halt nicht zu ändern. Ich möchte auch gar nicht jammern, es gibt sicher schlimmeres.
      Du scheinst auch ein Lanzarote Liebhaber zu sein 🙂
      Ich habe die Insel wirklich genossen und ich denke, ich werde nicht das letzte mal dort gewesen sein.

      Liebe Grüße

      Helge

  2. Sehr vernünftig warst du, kurzfristig die richtige Entscheidung, gut so. Ich möchte mir aber gar nicht vorstellen wie sehr das juckt daneben zu stehen, während alle anderen loslegen.
    Trotzdem hattet ihr eine gute Zeit und die letzten beiden kurzen Sätze machen Freude zu lesen 🙂
    Lanzerote finde ich übrigens klasse, bzw. raue/rohe Vulkaninseln find ich immer wieder klasse, die haben so was urtümliches und streckenweise unnahbares (man möchte halt nicht über jedes schroffe Lavafeld latschen).
    Und jetzt wieder ran an deine Passion, aber immer fein auf die Gesundheit achten. Liebe Grüße, Oliver

    • Ja, manchmal ist Vernunft notwendig. Ich bereue es auch definitiv nicht, meine Sehne ist immer noch etwas gereizt. Einen Start hätte sie mir nie und nimmer verziehen.

      Ich hatte ehrlich gesagt die Tage vorher auf der Insel größere Probleme mit meinem Nichtstart als am Renntag. Die Tage vorher war dieses Flimmern in der Luft. Überall die Sportler, überall Nervosität, das hat mich manchmal fast schon traurig gemacht. Der Tag selbst war dann einfach zum Mitfiebern. Da hab ich gar nicht gelitten 🙂

      Ja, die Gesundheit ist wichtig. Ich bin total anständig und kümmere mich um meine Sehne und stecke meine Ziele nach deren Befinden 🙂
      Das wird !

      Liebe Grüße

      Helge

  3. Liebe Helge,

    wenn die „alte“ Luft erst mal draussen ist, hast du wieder viel Platz für die neue! 😉

    Ach wie schade, dass du in Lanzarote (Trauminselchen!! 😀 ) nicht starten konntest, aber du bist vernünftig genug, richtig zu reagieren, wenn dein Körper mal Stopp sagt. Dass du trotzdem nach Lanzarote gefahren bist, beeindruckt mich da umso mehr. Wow, ich weiß nicht, ob ich das geschafft hätte, ohne völlig in Selbstmitleid zu zerfließen. 🙄 Aber es klingt so, als hättest du es wirklich genossen und sogar wieder Motivation für neue Pläne geschöpft. Ach, das freut mich für dich! 😀

    Trotzdem mach ruhig langsam, lass der Lady A. ihre Zeit, die sie braucht und dir auch, weil neben Arbeit und Hausrenovierung bleibt vielleicht nicht ganz soviel Energie übrig, wie du selbst gerne hättest.

    Wie geht es euch denn damit? Was wird denn gerade gemacht? Ich bin da schon ein bisschen neugierig! 🙂

  4. Liebe Helge,

    schön, dass du zu dir selbst reisen konntest und wie ich interpretiere, auch angekommen bist! – LOL

    Schade natürlich, dass du den Triathlon nicht mitmachen konntest, aber wichtiger war, deine Achillessehne auszukurieren!!! Da du nicht untätig warst und dich erholen konntest, hat sich ja wohl auch der Aufenthalt dicke gelohnt!

    Richtig erfreut haben mich aber deine letzten beiden Zeilen:
    Und meine Passion wiedergefunden. 🙂 Auf zu neuen Zielen!

    Bleib gesund, munter bist du ja sowieso und immer! – Gutes Gelingen beim Hausbau und weitere Genesung für deine Achillessehne!

    Auf zu neuen Zielen und
    liebe Grüße Manfred

  5. Liebe Helge,

    ich bin ja nun schon seit Monaten in einem Tief und kann mich so gar nicht aufraffen (Arbeit, Alter oder einfach nur Bleh.) Aber ich war gerade bei einem grossen Lauf dem Tahoe 200 als Crew und plötzlich war die Motivation wieder da. Ich habe zwar nur klitzekleine Läufchen gemacht, aber immerhin. Heute bin ich wieder zurück und habe gleich mein MTB mal zur Reparatur gebracht. Ich kann das also schon gut nachvollziehen, dass dich dieser Lanzarotetrip motiviert hat. Ich hoffe die Sehne heilt wieder.

    Liebe Grüße!

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